Am 26. April 2018 hat das Wuppertal Institut in Kooperation mit dem marokkanischen Forschungsinstitut MENARES erfolgreich den ersten Stakeholder-Workshop in der WANDEL-Fallstudie zu solarthermischen Kraftwerken (CSP) im marokkanischen Ouarzazate durchgeführt. Ziel des Workshops war es zusammen mit lokalen Akteurinnen und Akteuren sozio-ökonomische Entwicklungspfade und deren Auswirkungen auf die Wassernachfrage zu diskutieren. 21 Teilnehmer aus dem Agrar- und Wassersektor sowie der lokalen Verwaltung und zivilen Organisationen sind der Einladung gefolgt und haben gemeinsam zukünftige Entwicklungsfaktoren diskutiert und erste grobe sozio-ökonomische Wassernachfrageszenarien für Region entworfen.
Die Projektpartner von mundialis, der United Nations University und der Universität Osnabrück haben dabei das Team des Wuppertal Institutes auf der Reise nach Marokko begleitet.
Optimale Standorte für solarthermische Kraftwerke (CSP) befinden sich in der Regel in den trockenen Wüstenregionen nahe des Äquators, welche die erforderliche direkte Solareinstrahlung aufweisen und ein nahezu unerschöpfliches Solarpotenzial bieten. Während diese Kraftwerke mittels eines thermischen Speichers bedarfsgerecht Strom bereitstellen können und somit einen wichtigen Beitrag für die globale Energiewende leisten, weißen sie im direkten Vergleich zur Photovoltaik einen relativ hohen Wasserverbrauch auf. Entsprechend interessant sind solarthermisch Kraftwerke als Fallstudie für die leitende Fragestellung von WANDEL, ob Einschränkungen in der Wasserverfügbarkeit die weltweite Energiewende beschleunigen oder verzögern können.
Die Wüstenregion in der Provinz Ouarzazate, die sich in der Region Drâa-Tafilalet im Süden Marokkos befindet, bietet optimale Bedingungen für die Erzeugung von Solarstrom sowohl aus CSP- und Photovoltaik-Kraftwerken. Aus diesem Grund wurde Ouarzazate als Standort für eines der größten Solarkraftwerke der Welt ausgewählt. Der sogenannte Solarpark NOORo, der aus drei solarthermischen und einem Photovoltaik Kraftwerk besteht, soll bei seiner Fertigstellung eine Kapazität von 580MW umfassen und mehr als eine Million Haushalte in Marokko mit erneuerbaren Strom versorgen.
Das erste solarthermische Kraftwerk des Komplexes, NOORo I, ist bereits seit 2016 in Betrieb, während die anderen drei Kraftwerke noch in diesem Jahr (2018) folgen sollen. Anders als in den Nachfolgeprojekte wurde in NOORo I noch Nasskühlungstechnologie eingesetzt, die einen weit höheren Wasserbedarf hat als die später gebauten Kraftwerksteile NOORo II und III mit Trockenkühlung. Der Wasserverbrauch des sich bereits heute im Betrieb befindenden Kraftwerks NOORo I ist bislang jedoch nicht kritisch, da der Bedarf des Kraftwerks weniger als ein Prozent der gesamten jährlichen Wassernutzung aus dem El Mansour Eddahbi Staudamm ausmacht. Dennoch ist es von zentraler Bedeutung zu erforschen, wie sich vor dem Hintergrund des Klimawandels die Wasserverfügbarkeit und als Folge sozio-ökonomischer Entwicklungen der Wasserbedarf in der Region zukünftig entwickeln werden, um frühzeitig Lösungen für potentielle Nutzungskonflikte erarbeiten zu können.
Während bestehende Klimamodelle Auskunft über die zukünftige Verfügbarkeit von Wasser in der Region geben und bereits zahlreiche technische Entwicklungen zur Reduzierung des Wasserbedarfs von CSP-Kraftwerken erforscht werden, gibt es in Bezug auf die zukünftigen sozio-ökonomischen Entwicklungen der Region und dem damit verbundenen Wasserverbrauch bisher kaum systematische Analysen. Die WANDEL-Fallstudie bedient somit eine wichtige Informationslücke in der Region.
Die 21 Teilnehmer des Workshops, der am 26. April 2018 als erster von drei Workshops in Ouarzazate stattgefunden hat, sind diesem Informationsbedarf gemeinsam nachgegangen und haben mögliche sozio-ökonomische Entwicklungen, welche die Wassernachfrage in der Region beeinflussen können, diskutiert und bewertet. Im Mittelpunkt stand dabei am Vormittag zunächst die Diskussion, Validierung und Priorisierung von Schlüsselfaktoren, welche die zukünftige Wassernachfrage beeinflussen. Am Nachmittag erfolgte dann in Kleingruppen die Erarbeitung der verschiedene Ausprägungen der priorisierten Schlüsselfaktoren. Abschließend wurden in einer angeregten Diskussion mit den Teilnehmern die verschiedenen Möglichkeiten der zukünftigen Entwicklung zu ersten groben Szenarien kombiniert.