Bereits auf der GRoW-Auftaktkonferenz im September 2017 in Karlsruhe wurden von den zwölf Projekten des Verbundvorhabens Querschnittsthemen identifiziert, die jeweils in mehreren der zwölf GRoW-Projekte eine Rolle spielen, und adelphi hat drei Themen ausgewählt, über die die verschiedenen Projekte sich in Zukunft regelmäßig austauschen werden: Wasser-Fußabdruck (verantwortlich: Dr. Markus Berger), Ökonomie und Anreizsysteme, Transformationsprozess der Governance eingeschlossen (verantwortlich: Prof. Dr. Karl-Ulrich Rudolph) und Erreichung der Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs, verantwortlich: Prof. Dr. Claudia Pahl-Wostl). Vom 21.03 bis 24.03.2018 haben sich Vertreter aller GRoW-Projekte, die Berührungspunkte zu diesen Themen aufweisen, in Berlin zum Austausch über den jeweils aktuellen Projektfortschritt und zur Abstimmung des weiteren Umgangs mit den Querschnittsthemen getroffen. In Zukunft sind jeweils halbjährliche Treffen geplant, die Arbeit an den Querschnittsthemen zwischen diesen Halbjahrestreffen erfolgt nach Bedarf, z.B. via Webinar, mit organisatorischer Unterstützung von adelphi.
Querschnittsthema Wasser-Fußabdruck
Dr. Markus Berger, TU Berlin, hat die Veranstaltung mit einem Impulsvortrag eingeleitet, in dem er die (geschichtliche) Entwicklung des Wasser-Fußabdrucks vom Konzept des virtuellen Wassers, das bereits in den 1960er Jahren vorgestellt wurde, bis hin zur Erfassung der lokalen Auswirkungen von Wassernutzung dargestellt hat. Im Anschluss haben die Teilnehmer von den Projekten GlobeDrought, goCAM, InoCottonGrow, iWaGSS, MedWATER, VIWA, WELLE und WANDEL den Beitrag ihres jeweiligen Projektes zum Wasser-Fußabdruck erläutert und die damit in Beziehung stehenden Themen benannt, an denen gerade in den Projekten gearbeitet wird. Der Hauptbeitrag des Projektes WANDEL ist sicherlich die Erfassung eines regionalisierten Wasserknappheits-Fußabdrucks für Energiebereitstellungsketten. Zur Zeit wird im Bereich des Wasser-Fußabrucks schwerpunktmäßig an der Konzeptionierung des grauen Wasser-Fußabdrucks ebenso wie an der Darstellung des Wasser-Fußabdrucks als Ökobilanz.
Nach einer Diskussion über mögliche Schnittstellen zwischen den Projekten wurden die Arbeitsthemen „Impact Assessment“ (Wirkungsabschätzung) und „Water Quality“ (Wasserqualität) zur weiteren Bearbeitung ausgewählt und am Nachmittag in zwei Gruppen diskutiert. Das Thema „Mitigation“ (Schadensminderung) wurde ebenfalls von allen Beteiligten als wichtig identifiziert, aber zunächst vertagt. Die Arbeitsgruppe „Water Quality“ hatte vor allen Dingen mit der Identifizierung von Gemeinsamkeiten trotz der Arbeit auf unterschiedlichen Ebenen zu kämpfen: InoCottonGRoW beispielsweise kann für die Erfassungs von Aspekten der Wasserqualität auf Abwasserdaten der Textilindustrie Pakistans zurückgreifen, während WANDEL sich des Modells WaterGAP3 bedient, um globale Aussagen treffen zu können. Die Teilnehmer haben sich darauf verständigt, ein standardisiertes Inventar für alle GRoW-Projekte zu erstellen, das allgemein vorgibt, welche Substanzen im Rahmen von Untersuchungen der Wasserqualität betrachtet werden und im Speziellen festlegt, welche Auswaschungs- und Abflussraten z.B. für Nitrat angenommen werden. Daneben plant die Gruppe „Water Quality“ auch eine Verständigung über die Grenzwerte für Substanzen im Wasser, die bei der Berechnung des Verdünnungsvolumens für den grauen Wasser-Fußabdruck angewendet werden. Hier existieren zahlreiche Verordnungen und wir müssen klären, ob wir z.B. die für Deutschland geltenden EU-Vorgaben auf Brasilien oder Marokko übertragen. Nach Abschluss der Projekte soll ein Leitfaden zum Umgang mit Wasserqualitätsaspekten auf verschiedenen Ebenen zusammengestellt werden.
Die Arbeitsgruppe „Impact Assessment“ hat verschiedene Fragestellungen, die für den Wasser-Fußabdruck relevant sind, abgesteckt und dafür jeweils Ansprechpartner ernannt, z.B:
- Wie können wir die Entleerung von Aquiferen modellieren?
- Wie können wir den Wasser-Fußabdruck mit sozialen und ökonomischen Auswirkungen in Verbindung bringen?
- Wie können wir Modelle für Grundwasser und für Oberflächenwasser kombinieren?
- Wie können wir in unseren Modellen Probleme lösen, die sich aus einer Lage stromaufwärts oder stromabwärts ergeben?
- Wie gehen wir mit Konkurrenz und Allokation zwischen verschiedenen Sektoren um?
Querschnittsthema Ökonomie und Anreizsysteme
Das Querschnittsthema „Ökonomische und andere Anreizmechanismen“ war geprägt von einer Grundsatzdebatte über gesteuerte, wirtschaftliche Suventionssysteme sowie ihre Auswirkungen. Ein besonderes Augenmerk fiel dabei nicht vorhergesehen Einflüssen zu. Beispielsweise führte die Förderung von Biogasanlagen im Oldenburger Münsterland zu erhöhter Düngung und damit einer qualitativen Verschlechterung des Grundwassers. Diese und ähnlich geartete Zielkonflikte gilt es durch Forschung frühzeitig zu erkennen.
Aus dieser Debatte ergaben sich mehrere Schwerpunkte, von denen sich drei letztlich per Mehrheitswahl durchsetzten. Das Thema „Governance beurteilen“ trägt der Tatsache Rechnung, das administrative Systeme durch ihre Beschaffenheit Anreizsysteme mehr oder weniger effektiv gestalten. Dies soll bewertbar gemacht werden. Die „Potentiale der Digitalisierung“ befassen sich mit den Möglichkeiten aber auch Hindernissen, die vernetzte Tools bei wirtschaftlichen Fördersystemen bieten können. Der Fokus „Bewässerungslandwirtschaft“ enstand aus dem Wunsch mehrerer GRoW-Partner, die in dem Metier arbeiten und versuchen, unter anderem mithilfe innovativer Governancekonzepte die Wassernutzung im Agrarbereich effektiver zu gestalten.
Querschnittsthema SDG-Zielerreichung
Die GRoW-Direktive setzt sich für die Umsetzung der von der UN ausgerufenen SDGs im internationalen Umfeld rund um die Ressource Wasser durch intensive Forschung zu erleichtern und voran zu bringen. Jedoch herrscht über einige Aspekte noch Unklarheit, weswegen sich die Teilnehmer für die Definition der gemeinsamen Ziele mittels eines Positionspapiers für alle mit GRoW verpartnerten Projektteilnehmer aussprachen. Dies soll den Standpunkt von GRoW-Projektvertretern auf internationalen Konferenzen stärken. Insbesondere wird dabei des bevorstehenden Fokuses auf SDG 6 in der UN und der „International Decade for Action: Water for Sustainable Development 2018-2028“ Rechnung getragen.
Im Zuge der Diskussionen verständigten sich die Teilnehmer auf zwei zu vertiefende Thematiken. Zum Einen sind „Indikatoren/Daten/Modelle“ im Bezug auf die SDGs noch immer nicht endgültig definiert. Beispielsweise fehlen einheitliche SDG-Starndards für Wasserqualität und Aquatische Ökosystembewertungen. Die GRoW-Gruppe tritt dafür ein, dass dieser Zustand bald beendet wird und will intern definieren, welche Werte und Systematiken hierbei geeignet sind. Dies soll geschlossen nach außen vermittelt werden. Die inhärente Frage über „Zielkonflikte und Synergien von Governance und Strukturen“ von SDGs (Wasser vs Energie vs Nahrung) soll GRoW-intern analysiert werden. So soll es etwa zu einer Bestandsaufnahme und der Entschlüsselung von Interdependenzen in den einzelnen Projekten kommen. Gleichzeitig soll ermittelt werden, ob die Art der Governance-Struktur-Analysen zwischen den Projekten harmonisiert werden kann.
Danke an Tobias Landwehr, USF, für die Berichterstattung der Treffen zu den Querschnittsthemen „Ökonomie und Anreizsysteme“ und „Erreichung der Ziele für Nachhaltige Entwicklung“.